Donnerstag, 8. Oktober 2009

Neulich auf der Parkbank Episode 3

In der Mittagspause sitze ich mit ein paar Arbeitskollegen im Park.
Die einen Essen ihren Lunch, die anderen lesen die Zeitung und ich mache gar nichts.
Ich sitze nur so da und hoffe, dass die 40 Minuten heute mal länger gehen als sonst.

Der eine hält seine Gratiszeitung in der Hand und versucht nicht nur die Bildchen anzusehen. Irgendwie muss das noch ziemlich schwierig sein, wenn man der deutschen Sprache nicht sehr mächtig ist.
Aber der Versuch scheitert kläglich, als auf der einen Seite ein grosses Bild einer fremden Stadt abgebildet war.
Mit grossen funkelnden Augen fragt er unseren Lehrling: "Wo ist das? Sieh mal so eine schöne Stadt."
"Tel Aviv", antwortet dieser, nachdem er in die Zeitung geschaut hatte.
"Wo liegt Tel Aviv?", kommt prompt die Frage von unserem fremdsprachigen Kollegen.
Der Stift schaut ihn verwundert an, als wolle er sagen: Wie, du weisst nicht, wo diese Stadt liegt?
Stattdessen einige Momente der Ruhe, man konnte richtig die Zahnräder bei der Arbeit hören.
"ARGENTINIEN!!" war die stolze Äusserung des Azubis.

Ja, was soll ich sagen, mir fehlten die Worte.
Zum Glück waren die 40 Minuten nun endlich vorüber.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Neulich auf der Parkbank Episode 2

"Was für ein wundervoller Tag" denke ich, als ich auf meiner Bank im Park sitze und den Vögel zu sehe. Diese sammeln sich gerade um den Weg 'gen Süden unter die Flügel zu nehmen.
Diese himmlische Ruhe. (Ausser dem Gezwitscher der Vögel)
Die Sonne lacht und die paar kleinen Wolken machen den Himmel zu einem einmaligen Kunstwerk.

"Hätte man das früher gewusst!" dröhnt es plötzlich von der Nachbarbank.
Da haben sich zwei Geisterbahn-Gestalten angeschlichen und niedergelassen.
"Hätte man das früher gewusst." wiederholt sich die quadratschädligere Chilbiattraktion.
"Vor einigen Wochen", fuhr dieser nun fort "lag die Aktie bei etwa 10.- Franken. Und heute stehen sie bei rund 18.- Franken." Dabei sah er seinen Kollegen mit einem "Ich weiss alles", Blick an.
Dieser wiederum machte einen Eindruck, als höre er heute zum ersten Mal von Aktien.
"Hätten man beim diesem Tiefstand, 100'000.- investiert hätte man jetzt 800'000.-!!",dabei drückte dieser Hobbybroker sein Brust raus und hob seinen Kopf zu seinem völlig beeindruckten Kameraden.

Ich sass da und war am Boden zerstört, infolge dessen was ich da gehört habe. Bei genauerem Hinsehen fällt mir auf, dass die beiden Überhosen anhaben. Und einen Rucksack voll mit Sandwiches und Thermokannen mit sich rum schleppen.

Irgendetwas mache ich falsch, wenn man so leicht, so viel Geld verdienen kann.
"ODER HABE ICH EINE MATHEMATIK-REFORM VERPASST???"


Nun, der Gedanke das solche Leute ihren Kinder helfen die Hausaufgaben zu machen, stimmt mich zuversichtlich für die nächsten PISA-Studien. Da brauchen wir keine Angst zu haben, dass wir ein "sehr gut" erreichen.

Freitag, 2. Oktober 2009

Neulich auf der Parkbank Episode1

„Schwachsinniger Mensch mit fünf Buchstaben“, mit dieser Frage bin ich beschäftigt, als ich auf meinem Platz im Park sitze und ein Kreuzworträtsel am ausfüllen bin.
Da kommt so ein 57-kg Spargel und setzt sich neben mich auf die Bank.
„Hallo“, „Hallo“, murmle ich in die Zeitung und studiere weiter an dieser verflixten Frage.
„Wissen Sie wer in der Schweiz am meisten verdient“, fragt er mich aus heiterem Himmel.
„Öööhhh...Nein“, ich schaue in ein wenig verdattert an. „Die Ärzte und Apotheker.“ „Ach so“, und versuche wieder mich meinem Rätsel zu widmen.
„Nicht die Bänker oder Manager. Nein die Ärzte und Apotheker. Weshalb sind die in der Schweiz so teuer? Das sind doch alles Halsabschneider.“ Seine Stimme fängt immer mehr an zu beben. Er schaut mich mit feurigen Augen an und sein Gesicht hat das Stadium von gesunder Röte schon lange überschritten.
„Öh, nun ja keine Ahnung“, stammle ich und schau ganz intensiv auf die Zeitung. Dies scheint meinen Banknachbarn überhaupt nicht zu stören. „Die Ausbildung hier in der Schweiz ist so gut wie die in der Türkei. Bei uns sind die Ärzte heute auf dem gleichen Wissensstand wie hier.“ Er schaut mich mit einem Blick an, als ob ich schuld wäre an diesen Preisen.
„In beiden Länder haben die Ärzte die gleiche Erfahrung. Und ausserdem hier leben ca. 7 Mio. Leute im Gegensatz zur Türkei mit etwa 70 Mio. Menschen“, wetterte er weiter.
Tolles Argument denke ich mir. Je mehr Menschen ein Land hat, umso mehr Erfahrungen haben die Ärzte oder wie. Dann hätten die Chinesen also die besten Ärzte.
„Schwachsinniger Mensch“, ist aber immer noch mein Problem, um das ich mich bemühe zu finden.
„Wenn ich mit einem Husten zum Arzt gehe“, brüllt er „dann schaut er mich ein bisschen an, gibt mir eine Pille und das Ganze kostet etwa 350.- Franken.“ Mittlerweile ist sein Kopf kurz vor dem Explodieren. Was die Natur für sonderbar schöne Farben hervorbringen kann denke ich mir, als ich sein Gesicht sehe.

Nun, ich bin der Meinung, dass er sich die Antwort für sein Problem gleich selber gegeben hat.
Oder was hat dieser nette Mensch sich vorgestellt, wie die Standarduntersuchung für einen Husten sein müsste?

Röntgen, MRI, komplettes Blutbild, Urin und Stuhlprobe
und die Androhung für drei Monate nach Davos zur Kur?
Ja, das würde die Kosten bestimmt senken.

In der zwischen Zeit bin ich aufgestanden habe die Zeitung in den Abfalleimer geworfen und habe den leicht frustrierten Zeitgenossen auf der Bank sitzen lassen.

Als ich so durch den Park schlendere und das Ganze nochmals an meinem geistigen Auge vorbeiziehen lasse, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: „IDIOT“.